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praktischArzt Arzt & Karriere Emotionale Intelligenz im Spital

Emotionale Intelligenz im Spital

Emotionale Intelligenz Im Spital
Zuletzt aktualisiert: 19.09.2025
Themen: Patientenmanagement
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Im Spital zählen nicht nur Fachwissen und analytisches Denken – genauso entscheidend ist der bewusste Umgang mit Gefühlen. Emotionale Intelligenz, also die Fähigkeit, eigene und fremde Emotionen wahrzunehmen, zu verstehen und angemessen darauf zu reagieren, spielt eine zentrale Rolle im täglichen Kontakt mit Patienten. Warum sie aus der modernen Medizin nicht mehr wegzudenken ist, zeigt der folgende Beitrag.

Inhaltsverzeichnis

  1. Wenn Effizienz Empathie verdrängt
  2. Ein gesellschaftlicher Wandel hin zu mehr Einfühlungsvermögen
  3. Vertrauen beginnt mit Verständnis
  4. Gefühle als Werkzeug im Gespräch
  5. Empathisch sprechen: konkret und wirksam

Wenn Effizienz Empathie verdrängt

Zahlreiche Studien belegen: Empathie kann den Genesungsprozess positiv beeinflussen. Dennoch geraten mit steigendem ökonomischem Druck immer mehr Spitäler in ein Dilemma. Personalengpässe und eng getaktete Abläufe lassen kaum noch Raum für echte Zuwendung. Das stille Leiden vieler Patienten wird überhört. Nicht aus Gleichgültigkeit, sondern aus Zeitmangel. Doch gerade einfühlsame Gespräche brauchen eines vor allem: Geduld und Aufmerksamkeit.

Ein gesellschaftlicher Wandel hin zu mehr Einfühlungsvermögen

„Empathie ist kein Modewort – sie wird zunehmend gesucht und gebraucht“, betont Empathietrainer Carlo Düllings. Allein die monatlichen Google-Suchanfragen nach dem Begriff hätten sich in den vergangenen zwei Jahren verdoppelt – von 30.000 auf über 60.000.

Auch in der Medizin rückt emotionale Intelligenz verstärkt in den Fokus: Der Umgangston wird offener, der Bedarf an zwischenmenschlicher Sensibilität wächst. Ein neues Verständnis von Kommunikation hält Einzug in den Spitalalltag.

Vertrauen beginnt mit Verständnis

Einfühlungsvermögen ist weit mehr als ein nettes Extra – es bildet das Fundament jeder gelungenen Arzt-Patienten-Beziehung. Wer sich Zeit nimmt, auf Sorgen, Ängste und unausgesprochene Bedürfnisse einzugehen, schafft Vertrauen – ein entscheidender Faktor für den Heilungsprozess. Der Begriff „emotionale Intelligenz“, geprägt von den Psychologen John Mayer und Peter Salovey und später durch Daniel Goleman bekannt gemacht, beschreibt genau diese Fähigkeit: Mitgefühl, Wahrnehmung und soziale Sensibilität gezielt im beruflichen Kontext einzusetzen. In der Medizin ist sie als Brücke zwischen medizinischem Wissen und menschlicher Nähe unerlässlich.

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Gefühle als Werkzeug im Gespräch

Emotionen im medizinischen Alltag nicht nur zu erkennen, sondern auch gezielt einzubeziehen, kann die Beziehung zu Patienten entscheidend vertiefen. Fünf kommunikative Prinzipien bilden dafür die Grundlage. Sie lassen sich konkret im Alltag anwenden:

Aufmerksam zuhören

Wenn ein Patient über seine Schlaflosigkeit spricht, hilft es oft mehr, still zuzuhören und durch Mimik oder kurze Rückfragen wie „Seit wann belastet Sie das?“ echtes Interesse zu zeigen, statt sofort Lösungen vorzuschlagen.

Verständnis zeigen

Sagt eine Patientin beispielsweise: „Ich habe große Angst vor der OP“, genügt ein Satz wie „Das kann ich gut nachvollziehen“ um eine wertschätzende Brücke zu schlagen.

Emotionale Berührung geben

Ein einfaches „Sie haben das bisher wirklich tapfer durchgestanden“ kann Anerkennung vermitteln und Kraft spenden.

Emotionale Berührung annehmen

Wenn ein Patient sagt „Sie sind die erste, die mir wirklich zuhört“, ist es hilfreich, sich nicht zu distanzieren, sondern freundlich anzunehmen: „Das freut mich. Genau das ist mir wichtig.“

Feedback offen aufnehmen

Kritik wie „Ich hatte das Gefühl, übergangen worden zu sein“ sollte nicht abgewehrt, sondern als Gelegenheit zum Dialog verstanden werden: „Danke, dass Sie mir das sagen. Das nehme ich ernst.“

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Empathie ist also keine abstrakte Kompetenz, sondern im Klinikalltag unmittelbar erlebbar. Wenn man bereit ist, sie zu leben. Doch obwohl sie für ein gutes Miteinander zentral ist, bleibt sie in der ärztlichen Ausbildung oft ein Randthema. Es wäre an der Zeit, empathische Kommunikation endlich systematisch zu vermitteln.

Empathisch sprechen: konkret und wirksam

Empathie zeigt sich oft in den kleinen Gesten eines Gesprächs. Sie beginnt bei der Körperhaltung und reicht bis zur Wahl der Worte. Wer empathisch kommunizieren möchte, kann sich an diesen bewährten Strategien orientieren:

  • eine offene, einladende Haltung einnehmen
  • dem Gegenüber mit festem, aber nicht aufdringlichem Blick begegnen
  • Zeit und Ruhe für Gespräche schaffen, soweit es der Spitalalltag erlaubt
  • den Gesprächsfluss nicht durch Unterbrechungen stören
  • aktiv nachfragen und das Gesagte in eigenen Worten spiegeln
  • offene Fragen nutzen, um Raum für echte Antworten zu lassen
  • Anteilnahme zeigen, ohne zu belehren oder zu bewerten
  • Aussagen des Gegenübers gelegentlich wiederholen, um Sicherheit und Verständnis zu vermitteln

Gerade wenn Situationen unübersichtlich oder emotional aufgeladen sind, wird Einfühlungsvermögen zum Schlüssel. Ob in der Notaufnahme, auf der Intensivstation oder im Aufklärungsgespräch vor einem Eingriff: Empathie hilft, Brücken zu bauen, wo Worte allein nicht mehr ausreichen.

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Redaktion
Sebastian Ofer
Chefredakteur
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