
Ein Facharzt für Allgemein- und Gefäßchirurgie ist Spezialist für Eingriffe an den menschlichen Blutgefäßen. Gefäßchirurgen behandeln unter anderem Krampfadern, setzen Bypässe und befreien die Hauptschlagadern (Aorta) von Ablagerungen. Der Job erfordert viel Fingerspitzengefühl. Das gewinnen Mediziner während der Facharztausbildung. Hier gibt es Informationen zu den Inhalten, zur Dauer und zur Facharztprüfung.
Inhaltsverzeichnis
Facharzt für Allgemein- und Gefäßchirurgie – Tätigkeiten und Zuständigkeitsgebiet
Das Fachgebiet der Allgemein- und Gefäßchirurgie schließt neben der gesamten Allgemein- und Viszeralchirurgie die Diagnose, Behandlung und Vorbeugung von Erkrankungen, Verletzungen und Fehlbildungen des Gefäßsystems ein. Dieser medizinische Bereich wird auch als vaskuläre Chirurgie bezeichnet. Im Berufsalltag befasst sich ein Gefäßchirurg mit so gut wie allen Blutgefäßen des menschlichen Körpers. Die Blutgefäße des Herzens fallen jedoch in den Aufgabenbereich des Herzchirurgen, die des Gehirns in den Tätigkeitsbereich des Neurochirurgen.
Zu den typischen akuten und chronischen Erkrankungen des Gefäßsystems zählen unter anderem:
- Verengungen und Erweiterung der Hauptschlagader (Aorta)
- Verengungen der Blutgefäße in den Beinen
- Krampfadern
- vaskuläre Veränderungen bei Diabetikern
Mehr zu Karriere, Aufgaben und Lohn von Gefäßchirurgen hier:
Facharztausbildung Allgemein- und Gefäßchirurgie – Die Weiterbildung im Überblick
Wer in Österreich als Gefäßchirurg arbeiten möchte, muss nach dem Medizinstudium eine fachärztliche Weiterbildung absolvieren. Die Grundlagen sind in der Ärztinnen-/ Ärzte-Ausbildungsordnung von 2015 (ÄAO 2015) geregelt. Zum Abschluss der Weiterbildung erfolgt eine Facharztprüfung. Wird diese bestanden, dürfen Ärzte den Titel Facharzt für Allgemein- und Gefäßchirurgie tragen.
Dauer und Gliederung
Die Facharztausbildung im Bereich Allgemein- und Gefäßchirurgie gliedert sich in drei Abschnitte:
- 9 Monate Basisausbildung
- 15 Monate Sonderfach-Grundausbildung
- 48 Monate Sonder-Schwerpunktausbildung, aufgeteilt in die Module Allgemeinchirurgie und Gefäßchirurgie sowie ein wissenschaftliches Modul. Absolvieren die Mediziner das wissenschaftliche Modul, verkürzen sich die weiteren Module auf mindestens 39 Monate.
Erfolgsnachweise werden in Form von Rasterzeugnissen erbracht. Die Ausbildungsstätte muss den angehenden Fachärzten einen verbindlichen Ausbildungsplan vorlegen, der die Zuteilung zu den Ausbildungsstätten inhaltlich und zeitlich festlegt. Abweichungen vom Ausbildungsplan müssen begründet werden.
Mehr zu Facharztausbildungen und Facharztrichtungen in Österreich:
Facharztausbildung Allgemein- und Gefäßchirurgie – Inhalte der Sonderfach-Grundausbildung
Die 15 Monate der Sonderfach-Grundausbildung widmen sich grundlegenden chirurgischen Kenntnissen, Fertigkeiten und Erfahrungen. Zudem erhalten die zukünftigen Chirurgen eine Einführung in die rechtlichen und verwalterischen Aspekte des Arztberufs. Sie befassen sich unter anderem mit dem Qualitätsmanagement, mit der Beratung und Aufklärung von Patienten, mit der Medizinethik und mit den Institutionen des österreichischen Sozial- und Gesundheitswesens. Dies sind die Inhalte laut Weiterbildungsordnung:
- Ätiologie, Pathophysiologie und Pathogenese von Erkrankungen
- Qualitätssicherung und Qualitätsmanagement einschließlich des Fehler- und Risikomanagements
- Chirurgische Beratung und Gesprächsführung
- Interdisziplinäre Zusammenarbeit und Grundlagen der multidisziplinären Koordination und Kooperation, insbesondere Orientierung über soziale Einrichtungen, Institutionen und Möglichkeiten der Rehabilitation
- Einflüsse von psychosozialen und umweltbedingten Faktoren auf die Gesundheit
- Grundlagen der Pharmakotherapie einschließlich der Wechselwirkungen der Arzneimittel
- Gastrointestinale Endoskopie
- Psychosomatische Medizin
- Betreuung von Menschen mit besonderen Bedürfnissen
- Medizin für Kinder
- Kenntnisse in Gesundheitsberatung, Prävention, Vorsorgemedizin
- Einschlägige Rechtsvorschriften für die Ausübung des ärztlichen Berufes, insbesondere betreffend das Sozial-, Fürsorge- und Gesundheitswesen, einschließlich entsprechender Institutionenkunde des österreichischen Gesundheitswesens und des Sozialversicherungssystems
- Grundlagen der Dokumentation und Arzthaftung
- Grundlagen der multidisziplinären Koordination und Kooperation, insbesondere mit anderen Gesundheitsberufen und Möglichkeiten der Rehabilitation
- Gesundheitsökonomische Auswirkungen ärztlichen Handelns
- Ethik ärztlichen Handelns
- Maßnahmen zur Patientinnen- und Patientensicherheit
- Palliativmedizin
- Geriatrie
- Schmerztherapie
- Diagnose, Behandlungen und Nachsorge von chirurgischen Erkrankungen und Verletzungen
- Interdisziplinäre Indikationsstellung zur weiterführenden Diagnostik einschließlich der Differentialindikation und fachspezifischer Interpretation von Befunden
- Indikationsstellung zur konservativen, interventionellen und operativen Behandlung gebietsbezogener Erkrankungen und Verletzungen
- Risikoeinschätzung der geplanten chirurgischen Eingriffe
- Analgesierungs- und Sedierungsmaßnahmen einschließlich fachspezifische Schmerztherapie
- Perioperatives Gerinnungsmanagement inkl. Thromboseprophylaxe
- Behandlung von chirurgischen Notfallsituationen
- Transfusions- und Blutersatz (Blutkomponenten)-therapie
- Enterale und parenterale Ernährung einschließlich Sondentechnik
- Betreuung von chirurgischen Patientinnen und Patienten auf einer Intensivstation
- Fachspezifische Qualitätssicherung und Dokumentation
- Strahlenschutz bei Patientinnen und Patienten und Personal gemäß den geltenden rechtlichen Bestimmungen
- Indikationsstellung und Überwachung physikalischer Therapiemaßnahmen
In der Sonderfach-Schwerpunktausbildung vertiefen die Auszubildenden anschließend ihre Kenntnisse der Allgemein- und Gefäßchirurgie. Sie lernen verschiedene Diagnoseverfahren kennen, interpretieren die Ergebnisse bildgebender Verfahren und sammeln Erfahrungen mit den verschiedenen Operationsmethoden.
Weitere Fertigkeiten
Zusätzlich werden noch weitere Fähigkeiten in der Sonderfach-Grundausbildung für Gefäßchirurgen behandelt. Einigen davon sind Richtzahlen zugeordnet, die angeben, wie oft die entsprechende Tätigkeit mindestens innerhalb der Ausbildungszeit durchgeführt werden sollte:
- Planung von operativen Interventionen
- Prinzipien der Patientenlagerung, Desinfektion und Abdeckung
- Lokal- oder Regionalanästhesien (30)
- Wundversorgung, Wundbehandlung und Verbandslehre, Möglichkeiten der Versorgung von Wundheilsstörungen (30)
- Erkennen und Behandlung von perioperativen Infektionen einschließlich epidemiologischer Grundlagen sowie Hygienemaßnahmen und Impfprophylaxe (10)
- Indikationsstellung, sachgerechte Probengewinnung und -behandlung für Laboruntersuchungen
- Information und Kommunikation mit Patienten und Angehörigen über Vorbereitung, Indikation, Durchführung und Risiken von Untersuchungen und Behandlungen
- Schriftliche Zusammenfassung, Dokumentation und Bewertung von Krankheitsverläufen sowie der sich daraus ergebenden Prognosen (Fähigkeit zur Erstellung von Attesten, Zeugnissen)
- Sonographie bei chirurgischen Erkrankungen und Verletzungen (150)
- Punktions- und Katheterisierungstechniken einschließlich der Gewinnung von Untersuchungsmaterial (zum Beispiel Pleura, Ascites) (10)
- Infusions-, Transfusions- und Blutersatztherapie, enterale und parenterale Ernährung einschließlich Sondentechnik (50)
- Erste Assistenzen bei Operationen und angeleitete Operationen (50)
- Durchführung von einfachen Operationen/Interventionen und Teilschritten (100)
- Management von chirurgischen Notfallsituationen
- Fachspezifische Schmerztherapie
Weiterbildung Facharzt Allgemein- und Gefäßchirurgie – Inhalte der Sonderfach-Schwerpunktausbildung
In der Sonderfach-Schwerpunktausbildung vertiefen die Auszubildenden anschließend ihre Kenntnisse der Allgemein- und Gefäßchirurgie. Sie lernen verschiedene Diagnoseverfahren kennen, interpretieren die Ergebnisse bildgebender Verfahren und sammeln Erfahrungen mit den verschiedenen Operationsmethoden.
Kenntnisse und Erfahrungen
- Epidemiologie, Vorbeugung, Erkennen, Klassifizierung, Behandlung, Nachbehandlung, Rehabilitation von Erkrankungen der Arterien, Venen und Lymphgefäße
- Physiologie und Pathophysiologie
- Diagnostische Verfahren
- Offene Gefäßchirurgie inkl. Nahtmaterial und Gefäßersatz
- Endovaskuläre Therapie inkl. Strahlenschutz und Materialkunde
- Gefäßnotfälle und Komplikationen nach gefäßchirurgischen Eingriffen
- Phlebologie
- Lymphologie
- Konservative Gefäßmedizin/Perioperative Medizin
- Gefäßmalformationen
- Septische Gefäßchirurgie
- Wundversorgung
- Fachspezifische periinterventionelle und perioperative Betreuung
- Fachspezifische Interpretation der von Radiologinnen und Radiologen und Nuklearmedizinerinnen und Nuklearmedizinern erhobenen Bilder und Befunde
- Offene Gefäßchirurgie
- Planung und Durchführung von Endovaskulären Therapien
- Konservative, endovaskuläre und operative Behandlung von Gefäßnotfällen
- Phlebologie inkl. postthrombotischem Syndrom
- Fachspezifische Behandlung von primären und sekundären lymphatischen Ödemen
- Interdisziplinäre Konservative Gefäßmedizin/Perioperative Medizin
- Fachspezifische Abklärung und Therapie von Gefäßmalformationen
- Therapie bei primär septischen Gefäßerkrankungen und im Rahmen von Komplikationen
- Fachspezifische konservative und operative Wundversorgung
- Strahlenschutz bei Patientinnen und Patienten und Personal gemäß den geltenden rechtlichen Bestimmungen
- Fachspezifische Schmerztherapie
Weitere Fertigkeiten
In der Sonderfach-Schwerpunktausbildung Allgemein- und Gefäßchirurgie gibt es noch weitere zu erlernende Fähigkeiten. Einigen davon sind Richtzahlen zugeordnet, die angeben, wie oft die entsprechende Tätigkeit mindestens innerhalb der Ausbildungszeit durchgeführt werden sollte:
- Allfällige interdisziplinäre Indikationsstellung, Entwicklung eines Therapiekonzeptes, Klinische und fachspezifische apparative Diagnostik einschließlich Risiko- und Nutzenabwägung, fachspezifische konservative und operative Therapie bei Gefäßerkrankungen
- Doppler-/Duplexsonographische Untersuchungen (200)
- Der Extremitäten versorgenden Gefäße
- Der abdominalen und retroperitonealen Gefäße
- Der extracraniellen hinzuführenden Gefäße
- Operative Behandlung von Gefäßnotfällen (20)
- Des akuten Verschlusses zentraler Gefäße
- Des akuten Verschlusses peripherer Gefäße
- Des rupturierten Aortenaneurysmas (erste Assistenzen und angeleitete Operationen)
- Der akuten viszeralen Ischämie (erste Assistenzen und angeleitete Operationen)
- Der akuten schweren Blutung aus zentralen und peripheren Gefäßen
- Des postischämischen Kompartementsyndroms
- Dialyseshunt-assoziierte akute Gefäßnotfälle
- Punktions- und Katheterisierungstechniken inklusive zentralvenöse Zugänge (25)
- Arterielle Angiografien als intraoperative Befundkontrollen inklusive Interpretation (75)
- Embolektomie/Thrombektomie (+/- Patch) an Extremitätengefäßen (3)
- Venenentnahme für einen Patch oder einen Bypass (20)
- Varizenoperation (50)
- Gefäßligatur, Arteriennaht (20)
- Minor Amputationen (30)
- Allfällige Stentimplantation im Rahmen operativer gefäßchirurgischer Eingriffe und Hybridverfahren (30)
- Allfällige Lysetherapie akuter Extremitätenarterienverschlüsse (10)
- Implantation von Portsystemen (20)
- Durchführung einzelner Operationsschritte bei operativen Eingriffen hoher Schwierigkeitsgrade (50)
- Carotisrekonstruktion (30)
- Revaskularisierende brachiale Eingriffe (5)
- Revaskularisierende Eingriffe an iliakalen Gefäßen (10)
- Revaskularisierende supragenuale femorale Eingriffe (25)
- Revaskularisierende infragenuale/curale Eingriffe (20)
- Revaskularisierende Eingriffe im cruro-pedalen Gefäßabschnitt (5)
- Endarterektomie, Patchplastiken, Interponate (30)
- Offenchirurgische Anlage und Korrekturen von Dialyse-Shunts und Portsystemen (20)
- Operative Prophylaxe/Therapie des Hyperperfusionssyndroms (3)
- Major Amputationen (20)
- Chirurgische Wunddebridements (50)
- Operative Behandlung des diabetischen Fußes und Ulcus sowie Spalthauttransplantationen (20)
Facharztprüfung Allgemein- und Gefäßchirurgie
Zum Ende der medizinischen Weiterbildung ist die Facharztprüfung zu absolvieren. Im Fachbereich Allgemein- und Gefäßchirurgie findet die Prüfung in mündlich strukturierter Form statt. Die Fragen und die erwarteten Antworten sind vorgegeben, um eine objektive Beurteilung der Kandidaten zu ermöglichen. Inklusive Vorbereitungszeit dauert die Prüfung etwa 2,5 Stunden. Innerhalb dieser Zeit beantworten die Kandidaten Fragen zu acht Fallbeispielen, wobei ein Fall aus der Interpretation eines wissenschaftlichen Artikels bestehen kann.
Um zu bestehen, müssen die Kandidaten für mindestens sechs der acht Fallbeispiele eine positive Bewertung erhalten. Welche Anzahl an Fragen richtig beantwortet werden muss, legt der Prüfungsausschuss vor der Prüfung fest. Die Bewertungsbögen werden am Ende der Prüfung vor Ort ausgewertet und die Prüfung mit „bestanden“ oder „nicht bestanden“ bewertet.
Jobs als Gefäßchirurg
Nach abgeschlossener Prüfung arbeiten Fachärzte für Allgemein- und Gefäßchirurgie in erster Linie in chirurgischen Stationen von öffentlichen Spitälern, Uni-Kliniken und Ordensspitälern. Auch in spezialisierten Praxen gibt es vielfältige Einsatzmöglichkeiten sowie in Tageskliniken oder Ambulanzen, in denen vor allem kleinere Eingriffe und Nachsorge durchgeführt werden. Weiterhin besteht die Möglichkeit, in der medizinischen Forschung und Lehre tätig zu werden.
Passende Stellenangebote in der Allgemein- und Gefäßchirurgie
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