
Die Rheumatologie ist ein Sonderfach im Bereich der Inneren Medizin, das sich mit der Diagnose und Behandlung von Erkrankungen des Bewegungsapparates, insbesondere der Gelenke, Muskeln und des Bindegewebes, befasst. Die Rheumatologie spielt auch in Österreich eine immer wichtigere Rolle bei der Versorgung von Patienten, da rheumatische Erkrankungen wie Arthritis, Osteoporose und Autoimmunerkrankungen immer häufiger auftreten. Der folgende Artikel gibt einen Überblick über die Rahmenbedingungen der Facharztweiterbildung im Bereich Innere Medizin und Rheumatologie.
Inhaltsverzeichnis
Facharzt für Innere Medizin und Rheumatologie – Tätigkeiten und Zuständigkeitsgebiet
Die Diagnose und nicht-operative Therapie von autoimmunbedingten entzündlich-rheumatischen Erkrankungen sind zentrale Aufgaben von Fachärzten für Innere Medizin und Rheumatologie. Typische rheumatologische Krankheiten sind unter anderem die rheumatoide Arthritis, Kollagenosen (bestimmte Autoimmunerkrankungen des Bindegewebes und der Blutgefäße), hormonelle und stoffwechselbedingte Gelenkerkrankungen und chronische Knochenerkrankungen (Osteopathien).
Die Diagnose dieser Erkrankungen erfolgt üblicherweise mit Hilfe von Ultraschalluntersuchung, Kernspintomografie, Labordiagnostik (spezielle rheumatologische Blutanalysen) oder Gelenksonographie. Die Behandlung erfolgt neben einer gezielten medikamentösen Therapie in der Regel mit:
- Physiotherapie
- Ergotherapie
- Dem Einsatz unterstützender Hilfsmittel zum Gelenkschutz (Orthesen)
- Gelenktherapie (z. B. mittels Radiosynoviorthese aus der Nuklearmedizin)
- Rheuma-Chirurgie
Einige dieser Behandlungen erfolgen nicht durch den Rheumatologen selbst, sondern durch andere Fachärzte oder Fachkräfte. Deshalb ist in diesem Fachgebiet die interdisziplinäre Zusammenarbeit besonders wichtig. Mehr zu Karriere, Aufgaben und Gehalt von Rheumatologen hier:
Facharzt für Innere Medizin und Rheumatologie – Die Weiterbildung im Überblick
Rechtliche Grundlage der Facharztausbildung ist die österreichische Ärztinnen-/Ärzte-Ausbildungsordnung 2015 – ÄAO 2015. Das Fachgebiet Rheumatologie gehört zu den sogenannten internistischen Sonderfächern. Es umfasst neben der Inneren Medizin die Prävention, Diagnose und Behandlung rheumatischer Erkrankungen – dies sind vor allem entzündliche und degenerative Gelenks- und Wirbelsäulen-Erkrankungen, Knochen- und Stoffwechselkrankheiten, infektiöse Erkrankungen und sonstige Krankheiten, die mit rheumatischen Erkrankungen im Zusammenhang stehen und eine negative Symptomatik (akute oder chronische Schmerzen, funktionelle Störungen) im Bewegungsapparat hervorrufen. Die Weiterbildung umfasst eine internistische Grundausbildung und einen rheumatologischen Schwerpunkt.
Alle Facharztausbildung und Facharztrichtungen im Überblick
Dauer und Gliederung
Die Facharztausbildung ist auf insgesamt 72 Monate bzw. 6 Jahre angelegt und wird mit der Facharztprüfung abgeschlossen. Die Ausbildung besteht aus drei Teilen:
- 9-monatige Basisausbildung (für alle Facharztausbildungen gleich; vermittelt klinische Grundkompetenzen bei konservativen und chirurgischen Behandlungen)
- 27-monatige Sonderfach-Grundausbildung (umfasst die gesamte Bandbreite der Inneren Medizin)
- 36-monatige Sonderfach-Schwerpunktausbildung (gliedert sich in ein Modul “Innere Medizin und Rheumatologie” sowie ein optionales wissenschaftliches Modul; wird das wissenschaftliche Modul gewählt, verkürzt sich das Modul “Innere Medizin und Rheumatologie” auf insgesamt 27 Monate)
Facharztausbildung Innere Medizin und Rheumatologie – Inhalt der Sonderfach-Grundausbildung
In der internistischen Sonderfach-Grundausbildung werden u.a. folgende Kernfächer behandelt: Angiologie, Endokrinologie, Diabetologie und Stoffwechselerkrankungen, Gastroenterologie und Hepatologie, Hämatologie und internistische Onkologie, Infektiologie, Intensivmedizin, Medizin der inneren Organe (Herz, Nieren, Lunge usw.) sowie rheumatologische Grundlagen. Folgende Kenntnisse und Fertigkeiten umfasst die Sonderfach-Grundausbildung:
- Psychosoziale, umweltbedingte, arbeitsbedingte und interkulturelle Risiken und Erkrankungen der Inneren Medizin und aller internistischen Teilgebiete
- Immunologie
- Humangenetik
- Nuklearmedizin
- Strahlenschutz
- Transplantationsnachsorge
- Densitometrie
- Interventionelle Techniken und Angiographien
- Psychosomatische Medizin
- Gesundheitsberatung, Prävention, Vorsorgemedizin, Impfwesen und gesundheitliche Aufklärung
- Labortechnisch gestützte Nachweisverfahren mit visueller oder apparativer Auswertung
- Psychogene Symptome, somatopsychische Reaktionen und psychosoziale Zusammenhänge einschließlich der Krisenintervention sowie der Grundzüge der Beratung und Führung Suchtkranker
- Einschlägige Rechtsvorschriften für die Ausübung des ärztlichen Berufes, insbesondere betreffend das Sozial-, Fürsorge- und Gesundheitswesen, einschließlich entsprechender Institutionenkunde des österreichischen Gesundheitswesens und des Sozialversicherungssystems
- Grundlagen der Dokumentation und Arzthaftung
- Maßnahmen zur Patientinnen- und Patientensicherheit
- Betreuung von Menschen mit besonderen Bedürfnissen
- Palliativmedizin
- Geriatrie
- Grundlagen der multidisziplinären Koordination und Kooperation, insbesondere mit anderen Gesundheitsberufen und Möglichkeiten der Rehabilitation
- Gesundheitsökonomische Auswirkungen ärztlichen Handelns
- Ethik ärztlichen Handelns
- Schmerztherapie
- Innere Medizin mit besonderer Berücksichtigung von Ätiologie, Symptomatologie, Anamneseerhebung und Exploration, Diagnostik und Differentialdiagnostik innerer Erkrankungen sowie Anatomie, Physiologie, Pathologie, Pathophysiologie, Pharmakologie
- Grundlegenden Erfahrungen und Fertigkeiten in den Kernfächern:
- Angiologie
- Endokrinologie, Diabetologie und Stoffwechselerkrankungen inkl. Durchführung und Dokumentation von Diabetikerinnen- und Diabetikerbehandlungen
- Gastroenterologie und Hepatologie
- Hämatologie – internistische Onkologie
- Infektiologie
- Intensivmedizin
- Kardiologie
- Nephrologie
- Pneumologie
- Rheumatologie
- Klinische Pharmakologie
- Fachspezifische Geriatrie
- Fachspezifische Palliativmedizin
- Fachspezifische psychosomatische Medizin
- Internistisch präoperative Beurteilung
- Indikationsstellung, sachgerechte Probengewinnung und -behandlung für Laboruntersuchungen und Einordnung der Ergebnisse in das jeweilige Krankheitsgebiet, Durchführung von fachspezifischen Funktionstests
- Grundlagen hereditärer Krankheitsbilder einschließlich der Indikationsstellung für eine humangenetische Beratung
- Suchterkrankungen und deren interdisziplinäre Betreuung
- Gesundheitsberatung, Prävention, fachspezifische Vorsorgemedizin, Impfwesen und gesundheitliche Aufklärung
- Ernährungsbedingte Gesundheitsstörungen einschließlich diätetischer Beratung sowie Beratung und Schulung
- Erkennen und Behandlung akuter Notfälle einschließlich lebensrettender Maßnahmen zur Aufrechterhaltung von Vitalfunktionen und Wiederbelebung
- Information und Kommunikation mit Patientinnen und Patienten und Angehörigen über Vorbereitung, Indikation, Durchführung und Risiken von Untersuchungen und
- Schriftliche Zusammenfassung, Dokumentation und Bewertung von Krankheitsverläufen sowie der sich daraus ergebenden Prognosen (Fähigkeit zur Erstellung von Attesten, Zeugnissen etc.)
- Fachspezifische Qualitätssicherung und Dokumentation
- Interdisziplinäre Zusammenarbeit bei multimorbiden Patientinnen und Patienten mit inneren Erkrankungen
- Indikation zur Durchführung bilddiagnostischer Verfahren sowie fachspezifische Interpretation der von Radiologinnen und Radiologen und Nuklearmedizinerinnen und Nuklearmedizinern erhobenen Bilder und Befund
- Interdisziplinäre Indikationsstellung zu chirurgischen, strahlentherapeutischen und nuklearmedizinischen Maßnahmen
- Behandlung von Patientinnen und Patienten mit internistischen Erkrankungen mit besonderer Berücksichtigung von Ätiologie, Symptomatologie und Exploration, Diagnostik und Differentialdiagnostik innerer Erkrankungen sowie von Anatomie, Physiologie, Pathologie, Pathophysiologie, Pharmakologie
- Fachspezifische Schmerztherapie
- Fachspezifische Laboruntersuchungen
- Indikation zur Durchführung bilddiagnostischer Verfahren sowie fachspezifische Interpretation der von Radiologinnen und Radiologen und Nuklearmedizinerinnen und Nuklearmedizinern erhobenen Bilder und Befunde
- Interdisziplinäre Indikationsstellung zu chirurgischen, strahlentherapeutischen und nuklearmedizinischen Maßnahmen
- Schriftliche Zusammenfassung, Dokumentation und Bewertung von Krankheitsverläufen sowie der sich daraus ergebenden Prognosen (Fähigkeit zur Erstellung von Attesten, Zeugnissen etc.)
Fertigkeiten, die in der genannten Anzahl (Klammern) erfüllt werden müssen
- EKG (150)
- LZ-RR (20)
- Abdomensonographie, einschließlich Nieren-Retroperitoneum und Urogenitalorgane (150)
- Therapie vital bedrohlicher Zustände, Aufrechterhaltung und Wiederherstellung inklusive Notfall und Intensivmedizin, Beatmung, Entwöhnung, nicht-invasive Beatmungstechniken, hämodynamisches Monitoring, Schockbehandlung, zentrale Zugänge, Defibrillation, PM-Behandlung (50)
- Echokardiographie (30)
- Spirometrie (20)
- Ergometrie (20)
- Infusions-, Transfusions- und Blutersatztherapie, enterale und parenterale Ernährung (50)
- Durchführung von Punktionen oder Stanzen von z.B. Blase, Pleura, Bauchhöhle, Liquor, Leber oder Knochenmark (30)
Facharztausbildung Innere Medizin und Rheumatologie – Inhalt der Sonderfach-Schwerpunktausbildung
Die Sonderfach-Schwerpunktausbildung behandelt Ursachen für degenerative und entzündlich-rheumatische Erkrankungen sowie bestehende Zusammenhänge. Weiterer Bestandteil der Ausbildung stellt die rheumatologische Diagnostik und Indikationsstellung dar. Es werden außerdem umfassende Kenntnisse über Prävention, Psychosomatische Medizin, physiotherapeutische Methoden der Behandlung und chirurgische Therapiemöglichkeiten vermittelt. Im Folgenden werden die einzelnen Ausbildungsinhalte der Sonderfach-Grundausbildung vorgestellt:
- Genetik, Zell- und Molekularbiologie, Anatomie, Biochemie, (Patho-)Physiologie und Biomechanik degenerativer und entzündlich rheumatischer Erkrankungen
- Epidemiologie, Ätiologie, Pathogenese, Histopathologie, Prävention, Diagnostik, Therapie und Rehabilitation degenerativer und entzündlich rheumatischer Erkrankungen
- Altersspezifität rheumatischer Erkrankungen
- Psychosomatische Medizin
- Physiotherapeutische Methoden
- Chirurgische Therapiemöglichkeiten in der Behandlung degenerativer und entzündlich rheumatischer Erkrankungen und ihrer Indikationsstellung
- Indikationen für bildgebende Verfahren sowie Messtechniken neuro-physiologischer Untersuchungen degenerativer und entzündlich rheumatischer Erkrankungen
- Kommunikation mit und Aufklärung von Patientinnen und Patienten mit degenerativen und entzündlich rheumatischen Erkrankungen
- Synoviorthese
- Anwendung und Interpretation von Scores für rheumatische Krankheiten
- Prävention und Frühdiagnose sowie Risikostratifizierung degenerativer und entzündlich rheumatischer Erkrankungen
- Klinische Untersuchung von Patientinnen und Patienten mit
- degenerativen und entzündlichen rheumatischen Erkrankungen, Dokumentation und Interpretation von Symptomen und Befunden
- Indikation zur Durchführung bilddiagnostischer Verfahren sowie fachspezifische Interpretation der von Radiologinnen und Radiologen und Nuklearmedizinerinnen und Nuklearmedizinern erhobenen Bilder und Befunde sowie Indikation und fachspezifische Interpretation von elektrophysiologischen Untersuchungsmethoden
- Diagnostik und Therapie von rheumatologischen Notfällen
- Fachspezifische Pharmakotherapie und Pharmaökonomie
- Indikationsstellung und Beurteilung rheumatologisch relevanter Laboruntersuchungen, insbesondere Autoantikörperdiagnostik, Osteologische Diagnostik, Entzündungsdiagnostik und genetische Analysen inkl. Interpretation dieser Befunde und Beratung von Patientinnen und Patienten
- Rehabilitation von Patientinnen und Patienten mit Krankheiten des Stütz- und Bewegungsapparates, Definition der Rehabilitationsziele und Aufstellen eines Rehabilitationsplans für stationäre und ambulante Therapiekonzepte
Fertigkeiten, die in der genannten Anzahl (Klammern) erfüllt werden müssen
- Erhebung eines umfassenden neuromuskuloskelettalen und internistisch-rheumatologischen Status (100)
- Interventionelle Diagnostik und Therapie (Punktion, Aspiration, Injektion und Infiltration) von lokoregionären, periartikulären, artikulären und vertebralen rheumatischen Problemen (100)
- Ultraschalluntersuchung an Bewegungsapparat, Gefäßen und Weichgeweben zwecks Diagnostik rheumatischer Erkrankungen und ultraschallgezielter Interventionen (200)
- Mikroskopische Untersuchung der Synovialflüssigkeit (50)
- Erstellung physiotherapeutischer Behandlungsprogramme (50)
- Indikation und Verordnung von orthopädie-technischen Hilfsmitteln bei rheumatologischen Erkrankungen (50)
- Therapie der Kollagenosen und Systemvaskulitiden (50)
- Basistherapie der Arthritiden (100)
Facharztprüfung Innere Medizin und Rheumatologie
Die Facharztprüfung wird von der Österreichischen Ärztekammer abgenommen und besteht aus zwei Teilen:
- Grundprüfung Innere Medizin
- Schwerpunktprüfung im Bereich Rheumatologie
Die Anmeldung zur Grundprüfung Innere Medizin kann frühestens nach Absolvierung der Basisausbildung und von 24 Monaten der Sonderfach-Grundausbildung erfolgen. Die Prüfung findet als Multiple-Choice-Test statt. In vier Stunden Bearbeitungszeit sind 120 Fragen mit je 5 Antwortmöglichkeiten zu bearbeiten. Zum Bestehen müssen 65 Prozent der Fragen korrekt beantwortet sein.
Die Schwerpunktprüfung ist frühestens nach 53 Monaten möglich. Basisausbildung, Sonderfach-Grundausbildung und mindestens 17 Monate der Sonderfach-Schwerpunktausbildung müssen absolviert sein. Dieser Prüfungsteil findet als mündlich strukturierte Prüfung statt. Acht vorgelegte Praxisfälle mit Unterfragen werden geprüft. Mindesten sechs von acht Fällen müssen positiv bewertet sein, um diesen Teil zu bestehen.
Jobs als Rheumatologe
Die Rheumatologie als Spezialisierung bietet gute berufliche Möglichkeiten – sowohl in einer angestellten Tätigkeit als auch als selbständiger niedergelassener Arzt.
Typischer Arbeitsort im Anstellungsverhältnis ist ein Krankenhaus. Größere Krankenhäuser unterhalten eigene internistische rheumatologische Abteilungen. Hier besteht auch eine gute Chance, Leitungsfunktionen zu übernehmen. Es gibt außerdem Häuser, die sich schwerpunktmäßig auf Rheumatologie und Osteologie ausgerichtet haben. Weitere Möglichkeiten für “krankenhausorientierte” Tätigkeiten bieten Facharzt-Stellen in Kurkliniken und Reha-Einrichtungen. Auch eine Tätigkeit in Forschung und Lehre ist möglich – oft im Rahmen einer Beschäftigung an einer Universitätsklinik.
Da entzündlich-rheumatische Erkrankungen oft keinen stationären Aufenthalt erfordern, sondern ambulant behandelt werden können, ergeben sich gute Chancen für eine selbständige Praxistätigkeit. Dies kann im Rahmen einer Einzelpraxis erfolgen, es bietet sich aber auch an, im Rahmen einer Gemeinschaftspraxis tätig zu sein – zum Beispiel in einer Gemeinschaftspraxis mit rheumatologischem Schwerpunkt und unterschiedlichen fachlichen Spezialisierungen. Größere Gemeinschaftspraxen bieten auch Stellen für angestellte Rheumatologen.
Passende Stellenangebote in der Rheumatologie
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