
Im klinischen Umfeld – etwa in einem Spital oder einer Gemeinschaftspraxis – begegnest Du täglich Kollegen, Fachpflegenden, Leitungskräften oder Vertretern aus der Medizintechnik. Networking heißt in diesem Zusammenhang nicht bloß Visitenkarten tauschen, sondern ein tragfähiges Beziehungsnetz aufbauen. Wenn Du dieses gut nutzt, kann es Dir bei fachlichen Rückfragen oder Zweitmeinungen, einer möglichen Nachfolge in einer Praxis/Funktionsstelle oder gemeinsamen Projekten wie Leitlinienarbeit oder Qualitätsinitiativen helfen. Wenn Du jedoch typische Fehler begehst, bleibt das Potenzial dieses Netzwerks ungenutzt.
Überblick: Networking-Fehler vermeiden
- Netzwerk gezielt aufbauen – nicht nur bei Bedarf aktiv werden
- Geben und Nehmen ausbalancieren
- Kontakte regelmäßig pflegen, nicht nur einmalig
- Persönliche Ebene nicht vernachlässigen
- Networking nicht nur für Karrierezwecke nutzen
- Klare Ziele und Strategie definieren
Häufige Fehler beim Networking und wie Du sie umgehst
Trotz bester Absichten schleichen sich beim Aufbau beruflicher Kontakte oft typische Stolpersteine ein. Gerade im medizinischen Umfeld, wo Zeit knapp und Verbindlichkeit zentral ist, können solche Fehler leicht den Eindruck erwecken, man sei nur oberflächlich interessiert oder wenig zuverlässig. Um langfristig ein funktionierendes und vertrauensvolles Netzwerk aufzubauen, lohnt es sich, die häufigsten Schwächen zu kennen und gezielt zu vermeiden.
Einseitigkeit und Oberflächlichkeit
Ein klassischer Fehler ist: Man knüpft Kontakte ausschließlich mit dem Ziel, etwas zu erhalten. Etwa eine Empfehlung oder einen schnellen Karriereschritt. Doch echtes Netzwerken funktioniert nicht als Einbahnstraße.
Praxisbeispiel: Du lernst bei einer Tagung eine Oberärztin auf einer anderen Station kennen. Statt sie nur um eine Empfehlung zu bitten, hilfst Du ihr bei Gelegenheit mit einem Fachartikel oder lädst sie zu einer interdisziplinären Fallbesprechung ein. So entsteht ein echtes Geben und Nehmen.
Tipp: Versuche bewusst, jemandem Unterstützung anzubieten: z.B. durch Hinweise auf eine interessante Veranstaltung oder das Teilen eigener Erfahrungen.
Fehlende Kontinuität
Viele Ärzte pflegen einen Kontakt nur einmal, etwa beim Kongress, und lassen ihn dann einschlafen. Wenn dann erst Monate später wieder eine Anfrage kommt, wirkt das wenig vertrauensfördernd.
Praxisbeispiel: Nach dem ersten Kennenlernen bei einer Fortbildung sendest Du eine kurze E-Mail: „Ich fand unser Gespräch über die neue Leitlinie sehr inspirierend …“ Etwa drei Monate später meldest Du Dich nochmals mit einem kurzen Kommentar: „Ich bin gerade auf ein Paper gestoßen, das Ihnen gefallen könnte …“
Tipp: Lege Dir einen einfachen Plan zurecht: z.B. einmal pro Quartal eine Nachricht an zwei bis drei Schlüsselkontakte. So bleibt Dein Netzwerk lebendig.
Networking als reines Karriereinstrument
Wenn Beziehungen ausschließlich dazu dienen, den nächsten Karriereschritt zu machen, steht der Eindruck im Raum: „Ich will Dich nur benutzen.“ Das schafft Misstrauen.
Praxisbeispiel: Wenn Du eine Praxisübernahme planst, dann baue vorher Beziehungen auf und nicht erst, wenn Du die Übernahme beantragst. Triff Kollegen zum Austausch, trete in einer Fachgesellschaft in eine Arbeitsgruppe ein, biete Deine Unterstützung an. So entsteht ein Vertrauensverhältnis über Jahre hinweg.
Tipp: Zeige aufrichtiges Interesse an der Person: etwa an ihren Herausforderungen im Arbeitsalltag, an Forschungsschwerpunkten oder an ihrem Engagement außerhalb der Klinik.
Fokus allein auf beruflichen Nutzen
Wenn Gespräche nur um Fachliches, Karriere oder Status gehen, bleibt der persönliche Bezug auf der Strecke. Ein stabiles Netzwerk hat jedoch auch eine menschliche Seite.
Praxisbeispiel: Lade einen Kollegen nach der Tagung zu einem lockeren Frühstück ein – nicht mit der Erwartung, sofort etwas abzustauben, sondern einfach um sich besser kennenzulernen. Frage nach Hobbys, wie er den Klinikalltag erlebt oder welche Fortbildung er als nächstes plant.
Tipp: Halte Ausschau nach informellen Gelegenheiten: z.B. Praxistreffen, gemeinsame Fortbildungen, informelle Abendveranstaltungen und nutze diese bewusster für den persönlichen Austausch.
Keine klare Strategie
Viele Ärzte netzwerken planlos. Es gibt keine klare Idee, mit wem man sich verbinden will und wofür das Netzwerk dienen soll. Das führt zu vielen losen Verbindungen, aber wenig Substanz.
Praxisbeispiel: Setze Dir ein Ziel: „Ich möchte in den nächsten zwölf Monaten drei Kolleginnen oder Kollegen in einem verwandten Fachgebiet kennenlernen, mit denen ich mich regelmäßig austauschen will.“ Überlege dann: Wer sind diese Personen? Wie kann ich sie erreichen? Wann trete ich mit ihnen in Kontakt?
Tipp: Qualität geht vor Quantität. Lieber wenige vertrauensvolle Beziehungen aufbauen als viele lose Kontakte ohne Tiefe.
Networking-Fehler vermeiden: Zusammenfassung & Empfehlung für den Alltag
Networking ist keine spontane Aktivität, sondern ein langfristiges Vorhaben. Wenn Du vermeidest
- nur zu nehmen statt zu geben,
- Kontakte einschlafen zu lassen,
- Beziehungen allein für Deinen Vorteil zu nutzen,
- rein fachliche Themen zu fokussieren,
- ohne Strategie vorzugehen,
dann baust Du Dir ein belastbares Netzwerk auf, das Dich in Deiner ärztlichen Laufbahn unterstützt – beruflich wie persönlich.
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