
Die Wiener Ärztekammer zeigt sich unzufrieden mit den Honorarverhandlungen 2025: Da es den Gesundheitskassen an Budget fehlt, seien die Verhandlungen praktisch zum Stillstand gekommen, kritisiert die Standesvertretung. Die Kassen berichten dagegen von laufenden Gesprächen. So gibt die Österreichische Gesundheitskasse (ÖKG) an, in Wien gerade die Honorierung von Laborfachärzten auszuhandeln.
Ärztekammer: Verhandlungsstillstand gefährdet die Gesundheitsversorgung
In einer Aussendung vom 16. Jänner 2025 äußert die Wiener Ärztekammer Kritik am bisherigen Verlauf der Honorarverhandlungen mit der ÖKG. In Wien hätte die ÖKG der Standesvertretung bislang noch kein Angebot unterbreitet, in anderen Bundesländern seien bereits erteilte Zusagen für Tariferhöhungen und Honorarabschlüsse sogar zurückgenommen worden. Dieser Stillstand stelle die Gesundheitsversorgung in Österreich in Frage. Faire Honorare und eine Aufwertung der Kassenmedizin seien notwendig, um das solidarische Gesundheitssystem abzusichern und offene Kassenstellen zu besetzen, betont Johannes Steinhart, Präsident der Wiener und der Österreichischen Ärztekammer.
Wie es in der Aussendung weiter heißt, erhöhen hohe finanzielle Aufwendungen für Ordinationsmieten und Personalkosten den Druck auf Kassenärzte. Aktuell sind laut Angaben der Ärztekammer 54 Kassenstellen in Wien unbesetzt. 143 bereits vergebene Kassenstellen beteiligen sich derzeit noch nicht aktiv an der Versorgung, unter anderem aufgrund des schwierigen Gründungsprozesses und teurer, wenig passender Immobilien. Der Mangel an besetzten Kassenstellen führt zu langen Wartezeiten für Patienten.
ÖKG wehrt sich gegen Kritik
Die ÖKG wehrt sich gegen die Kritik. In Wien würden derzeit Verhandlungen über die Honorierung von Laborfachärzten laufen, heißt es. Das Ergebnis dieser Verhandlungen sei abzuwarten, da es einen ganz wesentlichen Faktor für den Honorarabschluss mit der Wiener Ärztekammer darstelle. Gleiches gelte für zurzeit laufende Gespräche über Abrechnungsmodalitäten. Wie die ÖKG zudem mitteilt, hätten die Gremien der Kasse noch in keinem Bundesland einen Honorarabschluss getroffen und daher auch keinen solchen Beschluss zurückgenommen.
Forderungen an die Politik
Die Ärztekammer Wien geht in ihrer Aussendung nicht nur auf die Honorarverhandlungen 2025 mit der ÖKG ein, sondern stellt auch Forderungen an die Politik. Der Standesvertretung zufolge gibt es entscheidende Hebel, an denen die Regierung ansetzen kann, um die offenen Stellen endlich zu besetzen. So fordert die Ärztekammer, den Einstieg in den Kassenbereich durch flexible Arbeitsmodelle zu erleichtern. Darüber hinaus sollen interdisziplinäre Einzelpraxen ermöglicht werden, Ärzte sollten bei der Suche nach passenden Immobilien für eine Ordination unterstützt werden und es müsse eine Lösung für die „unechte Umsatzsteuerbefreiung“ gefunden werden. Aktuell profitieren Ärzte bei der Anmietung von Ordinationsräumen von steuerlichen Vorteilen. Für Vermieter bedeutet dies allerdings, keine Vorsteuer für die Miete geltend machen zu können, was Ärzte zu unattraktiven Mietern macht.